NNP vom 28.06.2013
MGV „Fidelio“ kann auch humorvoll
Unter dem vielversprechenden Titel „Kontrastharmonie“ lud der MGV „Fidelio“ Eschhofen zu einem Konzert ins Bürgerhaus des Limburger Stadtteils ein.
Die Welt der Musik ist durchlässig. Verschiedene Stile, intelligent zusammengestellt, können ein buntes, sehr harmonisches Gesamtwerk ergeben. Beim Männergesangverein „Fidelio“ heißt dieses Miteinander „Kontrastharmonie“, was ein wenig scharfkantig klingt, sich auf der Bühne aber angenehm weich, melodisch und bemerkenswert abwechslungsreich anhörte.
Der von Frank Sittel geführte MGV „Fidelio“ ist ein Chor, in dem überwiegend reifere, aber stimmbildnerisch gut ausgebildete Männer traditionsreiche Lieder singen. Dass man sich bei der Auswahl des Repertoires nicht von modernen Strömungen treiben lässt, ist sicher eine bewusste Entscheidung. Keine Chansons, keine englischen Songs und keine peppigen Hits, das ist das Programm, das auf das Ensemble mit seinen rund 40 Sängern zugeschnitten ist.
Kunstvoll und ernsthaft
Diesem Chor liegt das Getragene, Bedeutungsschwere. So sind denn auch Hans Langs „Nun will der Lenz uns grüßen“ oder die von Frank Sittel komponierte „Wahre Freundschaft“ harmonische Kunstwerke, zu deren Vortrag die Ernsthaftigkeit dieser Männer wunderbar passt.
Dabei können die Sänger von „Fidelio“ durchaus auch humorvolles Liedgut präsentieren, wie sie mit Walther Schneiders Werk „Ei du Mädchen vom Lande“ zeigten. Ein heiterer Lobgesang auf die Vorzüge von Landleben und -bevölkerung ist dieses Stück, das die Männer mit großer Hingabe sangen. Klare Tenorstimmen erhoben sich hier über die warmen Bässe, ohne den Klangkörper auseinanderzuziehen. Mit ebenso eindrucksvoller Prägnanz und Zartheit sang auch Solistin Regina Bauermann (Klavierbegleitung: Christian Brühne) „Ich ging durch einen grasgrünen Wald“ von Hans Chemin-Petit und das dunkel melancholische „Herzlieb, ich hab vernommen“ von Ludwig Schmidts.
Und obwohl Pianist Walter Born für seine Improvisationen völlig andere Stilmittel einsetzt, passte auch sein Programm in diese romantisierende Liederwelt. So interpretierte er die Volkslieder „Die Gedanken sind frei“ und „Wenn ich ein Vöglein wär“ so spannend mit Jazz- und Blues-Elementen, dass die Sänger auf der Bühne und das Publikum davor fasziniert zuhörten. Zu erleben, wie bekannte Musik zu neuer Lebendigkeit, zu ungeahnter „Kontrastharmonie“ verarbeitet wird, war das Sahnehäubchen eines wohltemperierten Chorkonzerts.