NNP-Artikel vom 30.10.2018, Text und Fotos von Andreas Müller
Abbas „Mamma mia“ zum Finale
Ein kurzweiliger Nachmittag bei „Gesang & Geschwätz“ der Sängervereinigung Germania
Es gab Geschwätz, aber auch sehr schönen Gesang. Bei der Veranstaltung der Sängervereinigung Germania erlebten die Besucher ganz ungewöhnliche Vorträge. Sogar ein Stück im Dialekt.
Zu „Gesang & Geschwätz“ -hatte die Sängervereinigung Germania Elz am Sonntag ins Bürgerhaus eingeladen. Das Publikum erwartete ein unterhaltsamer, kurzweiliger Nachmittag. „Worste aach schu wähle?“ hörte man jemand hinter dem zugezogenen Vorhang fragen. Geschäftsführer Martin Sommer machte die Schwätzenden darauf aufmerksam, dass man das im Saal hören kann. Aber da ging auch schon der Vorhang auf und der gemischte Chor, „Salto Vocale“ der Germania stand im Scheinwerferlicht.
Mit dem Gospel „Hear My Prayer“ eröffneten die wie immer in schwarz-rot gekleideten Sängerinnen und Sänger ihr Programm. Chorleiter Jürgen Faßbender erklärte, dass auch geistliche Musik einmal aus der Sprache heraus entstanden ist, indem Gebete etwas exaltierter vorgetragen und mit einer Melodie versehen wurden. In seiner Version des „Alleluja“, eines Ausrufes der Freude, hätte der dänische Komponist John Hoybye eine Mixtur der unterschiedlichsten Einflüsse zusammengetragen, kündigte Faßbender das nächste Stück an. Das mit Synkopen übersäte Stück meisterte „Salto Vocale“ vorzüglich.
Tatsächlich Geschwätz statt Gesang boten die Sänger dann bei ,,Kuche do“. Das Stück hat Faßbender von einem Studienfreund geerbt, der zum ersten Mal in der Gegend war und unseren Dialekt nicht verstand. „Was sprecht ihr denn hier für eine Sprache?“, habe er ihn gefragt. Auf Bierdeckel hätte der Freund dann bestimmte Sentenzen festgehalten und daraus dieses Lied geschrieben. Das Lied, das ganz ohne Melodie auskommt, besteht aus eben solchen Sequenzen, die sehr rhythmisch, manchmal sogar im Aufbau einer Fuge von den einzelnen Registern gesprochen werden und wird durch dieses strukturierte und doch wirre Durcheinanderreden zu einem Kauderwelsch, den wirklich nur Einheimische verstehen können.
Der Männerchor der Germania bot unter dem Dirigat von Frank Sittel mit populären Liedsätzen von Friedrich Silcher („Lebe wohl“ und „In der Ferne“) Chorgesang fürs Herz, vor allem für die ältere Generation. Schön auch ein von Sittel geschriebener Chorsatz von „Heideröslein“. Hier waren wohl einige im Publikum versucht mitzusingen. „Manche Leute schwätzen so wie ich ohne Punkt und Komma“, kündigte Antje Masten-Schäfer das „Theater am Bach“ aus Elz an. Sie brachten einen Sketch von Genia Gütter über die „Rede der Satzzeichen“ auf die Bühne. Da tummelten sich Punkt, Komma, Gedankenstrich oder auch Frage- und Ausrufezeichen. Ganz wie James Bond mit getönter Brille stellte sich Kolon, Semikolon vor.
Großes Tonvolumen
Viel Applaus bekam Bariton Gero Bachon, der solistisch mit Begleitung von Bernhard Stefan am Flügel drei Liedertexte von Joseph von Eichendorff in der Vertonung „aus dem Liederkreis op. 39“ von Robert Schumann vortrug. Bachon sang mit viel Ausdruck und großem Tonvolumen mal mit düsterer Stimme, sehr fragend und nachdenklich, dann wieder mit bösem Klang, als es um Krieg ging.
Dass es in jeder Jahreszeit Gründe gibt, Wein zu trinken, trugen die Sänger des „MGV Fidelio Eschhofen“, ebenfalls unter der Leitung von Frank Sittel musikalisch vor. Auch sie hatten mehrere Liedsätze ihres Chorleiters mitgebracht und erfreuten das Publikum mit harmonischem Männerchorgesang. Mit viel Ausdruck forderten sie dann mit „Ergo bibamus“ von Alwin M. Schronen zum Mittrinken auf.
Von Ringelnatz
Für einige Lacher sorgte der Vortrag von Gerhard Hammrich, der den Elzern aus dem Kulturkreis und von der Fassenacht bekannt ist. „Ich bin fürs Geschwätz zuständig, soll aber bloß nicht singen“, kündigte er seine Beiträge an. Der Elzer Bruderverein „Frohsinn“ habe ihm schon vor Jahren 500 DM geboten, wenn er in die „Germania“ eintrete. Passend zu einem Chorkonzert hatte er „Chorgesang (aus meiner Sicht)“ von Bernhard Mock oder auch „Der Sänger“ von Joachim Ringelnatz ausgesucht.
Auch „Salto Vocale“ trugen etwas zum Schmunzeln von Ringelnatz vor, nämlich das „Kindergebet“, gefolgt von dem melancholischen „Trag mi wind“, das eine österreichische Sängerin im Angesicht ihres Todes geschrieben hat. Mit Power beendeten dann die Sänger, begleitet von Cornelia Blanche am Flügel, das Konzert mit einem flotten Chorsatz des Abba-Hits „Mamma mia“.